Mit jeder Menge Kunst, Film und Begegnung hat das Team um den Kulturpark e.V. das ehemalige Kino in Wolfen vom 30. Juni bis 2. Juli zu neuem Leben erweckt und ein Spotlight auf die Auf- und Umbrüche in Bitterfeld-Wolfen und im „Osten“ geworfen. Die Veranstaltung, die aus einem internen Arbeitstreffen und einem öffentlichen Programm bestand, hat den Auftakt für die Planung des nächsten Festivals OSTEN in 2024 markiert, in dem die Film- und Faserproduktion in Wolfen einen inhaltlichen Schwerpunkt darstellen wird.
Mehr als 1000 Besucher:innen sind zum sonst leerstehenden Kino gekommen, um Lesungen, Performances, Konzerte, Kreativ-Werkstätten, Ausflüge und vieles mehr zu erleben. Und auch unabhängig von den Veranstaltungen gab es eine Vielzahl von Kunstwerken und Filmen im Kino zu entdecken!
29. und 30. Juni: Impulse für das nächste Festival OSTEN in 2024
Am Donnerstag, den 29. Juni, waren Künstler:innen und Netzwerkpartner:innen zu einem Get together in den Kinogarten eingeladen, um den Start in das gemeinsame Arbeitstreffen am 30. Juni einzuläuten. Die Künstlerin Paula Erstmann hat dafür ein fantastisches Abendbrot angerichtet und DJ Preller aus Leipzig im Raumwagen, einem multifunktionalen Aktionsmobil, den richtigen Sound dafür aufgelegt.
Mit Führungen durch Bitterfeld-Wolfen ist das Arbeitstreffen dann am Freitag, der 30. Juni gestartet: Hier konnte man sich mit ehemaligen Arbeiter:innen im Industrie- und Filmmuseum auf die Spuren der Filmproduktion in der Filmfabrik begeben und mit der Wolfenerin Sandra Schubert eine ganz persönliche Postwendeperspektive auf Bitterfeld-Wolfen kennenlernen. Uwe Holz, ehemaliger Kulturamtsleiter von Anhalt-Bitterfeld, hat in einer Führung davon erzählt, wie Wolfen zur Stadt wurde und mit Patrice Heine, dem Geschäftsführer Chemiepark GmbH und einem langjährigen Unterstützer des Festivals, ging es auf das Areal A des Chemieparks. Im Anschluss gab es jede Menge Austausch über die gewonnenen Eindrücke. An verschiedenen, runden Tischen, z.B. zu feministischen Perspektiven auf die Stadt, zu Ökologie und Altlasten oder zum Bild vom Osten konnten Eindrücke und Gespräche vertieft und Impulse für das nächste Festival in 2024 gesammelt werden.
30. Juni: Eröffnungsabend mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte der Filmfabrik
Am Abend des 30. Juni hat das ehemalige Filmtheater in der Freiherr-vom-Stein-Straße seine Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. Anne Diestelkamp und Martin Naundorf, die das Projekt in 2023 leiten, und Aljoscha Begrich, Christine Leyerle und Ludwig Haugk aus dem Kulturpark-Vorstand haben die Gäste herzlich begrüßt. Mit einem Grußwort hat auch Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur, das Land Sachsen-Anhalt, das die Veranstaltung neben der Bundeszentrale für politische Bildung fördert, hier vertreten.
Die Künstlerin Maryna Makarenko hat die Besucher:innen danach auf eine atmosphärische Klangreise durch die Geschichte der größten Filmfabrik der Sowjetunion mitgenommen, nach Schostka in der Ukraine. Der Fotograf und Filmemacher Tobias Zielony hat sein kürzlich veröffentlichtes Buch „Wolfen“ über die bewegte Geschichte der Filmfabrik vorgestellt und im Anschluss, gemeinsam mit der ehemaligen Arbeiterin Christine Plohmann, zu einer Nachtwanderung über das Gelände der ehemaligen Filmfabrik eingeladen.
1. und 2. Juli: Selbst kreativ werden, ORWO-Werbepoesie lauschen und gefühlvolle Gitarren-Sounds im Kinosaal genießen
In offenen Werkstätten konnten die Besucher:innen am Samstag, 1. Juli, selbst kreativ werden und bspw. mit dem Künstler Jan Caspers Scherenschnittbilder mit dem Blaudruckverfahren entwickeln, mit Ron Rosenberg Saatgutkugeln bauen oder mit Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Dresden eigene Designerstücke nähen. Schauspieler Christoph Heckel hat unterhaltsame und heute zum Teil skurril erscheinende Fototipps aus alten ORWO-Ratgebern und Werbeheften vorgelesen und die Band TROSTLAND die Gefühlswelten einer jungen Generation in den großen Kinosaal gebracht. Am Sonntag, 2. Juli, haben Studierende der Weißensee Kunsthochschule Berlin Eindrücke von ihren Fahrradtouren zu den DDR-Industriezentren Eisenhüttenstadt, Schwedt und Bitterfeld-Wolfen geteilt, bevor eine Diskussion zum Strukturwandel mit den Abschluss der Veranstaltung einläutete.
Nicht zuletzt stellten Kunstwerke und Filme, die dauerhaft im Kino zu besichtigen waren, Anlässe dar, ins Gespräch zu kommen und sich über die Veränderungen in Bitterfeld-Wolfen und Region auszutauschen. Hier waren auch einige Projekte zu sehen, die gemeinsam Bitterfelder:innen und Wolfener:innen entstanden sind. Im Programm „Kunstwelten” der Akademie der Künste Berlin etwa haben Künstler:innen drei Projekte mit rund 50 Schüler:innen realisiert und ihnen verschiedenen Techniken der Filmherstellung nähergebracht.
Großer Dank gilt allen Mitwirkenden 2023
Künstler:innen
Jan Caspers – Paula Erstmann – Lucila Guichon – Christoph Heckel – Anke Heelemann – Maryna Makarenko – René Müller aka DJ Acid Jack aka Psychout – Silvio Müller aka Culture2people Allstarz – Moritz Nitsche & Kristiane Petersmann – Christoph Schirmer aka Preller – Ron Rosenberg – Ines Thomsen – TROSTLAND – Lukas Zerbst – Tobias Zielony
Kulturinstitutionen:
Akademie der Künste
Hochschule für Bildende Künste Dresden
Industrie- und Filmmuseum Wolfen
Städtisches Kulturhaus Bitterfeld-Wolfen
Weißensee Kunsthochschule Berlin
Beteiligten Institutionen aus Bitterfeld und Wolfen:
Berufsschulzentrum August von Parseval Bitterfeld-Wolfen
Frauen helfen Frauen e.V.
Sekundarschule I Wolfen-Nord
Sonnenlandschule Wolfen
Wolfen-Nord e.V.