Für das erste Festival OSTEN in 2022 hat sich der Fotograf und Filmemacher Tobias Zielony intensiv mit der bewegten Geschichte der Filmfabrik in Wolfen auseinander gesetzt. Daraus ist ein Fotobuch entstanden, das er beim WIEDERSEHEN IN WOLFEN, gemeinsam mit den Verleger:innen und ehemaligen Arbeiterinnen vorgestellt hat.
In seiner Arbeit WOLFEN setzt sich der Fotograf und Filmemacher Tobias Zielony intensiv mit der bewegten Geschichte der Filmfabrik in Wolfen auseinander. Er erforscht die technischen Bedingungen der Fotografie- und Filmherstellung und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, insbesondere der vielen Frauen, die in dem einst größten Frauenbetrieb der DDR arbeiteten. Eine besondere Rolle bei der Filmherstellung und für Zielonys Projekt spielt die äußerst anspruchsvolle Beschichtung des Filmmaterials. Denn um das Material nicht zu gefährden, verbringen die Arbeiterinnen ihre achtstündigen Schichten in fast totaler Finsternis, bei Kälte oder Hitze und mit verschiedenen Chemikalien. Das besondere Verhältnis von Licht und Dunkelheit untersucht Zielony auch mit Blick auf die Wirtschaftsverbindungen der DDR. Denn von Indien erhält die DDR im Gegenzug für den Export ihres Filmmaterials Knochen von Kühen, die, in der Sonne gebleicht, den Grundstoff für hochwertige Filmgelatine darstellen.
Seine Eindrücke und Erkenntnisse über die Filmfabrik hat Tobias Zielony in einem Fotobuch veröffentlicht. In WOLFEN verbinden sich Fotografien, die der Künstler in Bitterfeld-Wolfen aufgenommen hat mit Bildern, die im Archivfilmformat der noch heute vor Ort produzierenden Firma Filmotec, für tausend Jahre gespeichert sind. Eine Erzählung, die zwischen Essay und Science-Fiction changiert, offenbart währenddessen eine unerzählte Geschichte: Eine Geschichte der Dunkelheit und Kälte, der schwindenden Arbeit in der Filmfabrik, die bis 1945 überwiegend von Frauen – oder von Zwangsarbeiter:innen – verrichtet wurde. In der Ära des analogen Films musste die fotografische Verarbeitung im Dunkeln stattfinden: Zielonys Arbeit geht diesem Phänomen auf biografischer, physischer und historischer Ebene nach.
Autor:innen: Friederike Korfmacher, Daniel Muzyczuk
Herausgeber: Marta Herford Museum für Kunst, Architektur, Design
Mitarbeit: Lyosha Kritsouk
Verlag: Spector Books