Mit DER SCHWEISS DER ERDE in Bitterfeld überführten Caroline Ektander und Stephan Thierbach gekochte Erde in ein Parfüm. Im Zentrum der Arbeit stand ein umfunktionierter alter Kartoffelkocher, der ursprünglich in der Schweinemast eingesetzt worden war. In diesem Gerät wurde im Rahmen der Performance Erde erhitzt, das Destillat des Kochprozesses aufgefangen und in kleine Parfümfläschchen abgefüllt. Den beiden Künstler:innen geht es aber um mehr als diesen ungewöhnlichen Weg der Duftentwicklung. Sie gehen der Frage nach, wie sich gemeinsame Erinnerungen in Erdböden an spezifischen Orten manifestieren. In Bitterfeld-Wolfen ist viel von „Altlasten“ die Rede – Ektander und Thierbach suchten nach den verschiedenen Dimensionen dieses geschichtlichen Erbes: chemisch, politisch, biografisch. Ein Duft weckt Erinnerungen und regt Emotionen an – was passiert, wenn die Geschichte, über die Gras gewachsen ist, auf diese Weise für verschiedene Sinne erfahrbar wird? In gemeinsamen Exkursionen und Workshops im Vorfeld wurden gemeinsam mit Menschen, die mit dem jeweiligen Endnahme Ort eine professionelle oder biografische Beziehung verbindet, Erdproben entnommen, zum Kulturpalast gebracht und dort der Kochprozess in Gang gesetzt. Durch den Duft der warmen Erde entlockten Ektander und Thierbach gemeinsam mit Menschen aus Bitterfeld-Wolfen den Orten ihre Geheimnisse. Der Kochprozess dauerte über zwei Stunden – Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen. Entomolog:innen, Expert:innen für Sanierungsfragen, Anwohner:innen und Pflanzenkundler:innen, ehemalige Arbeiter:innen und Ingenier:innen – das Projekt brachte Menschen zusammen, die viel mit einander verbindet, die sich aber in dieser Konstellation sonst nie begegnet wären. Die Erde als Common Ground der Gespräche. Im Zusammenspiel mit dem Festivalprogramm ergab sich eine interessante Überlagerung der Bilder. Am Ende des Films „Sehnsucht nach Bitterfeld“ sitzen die Protagonist:innen um ein Lagerfeuer und sprechen über ihre Ideen für die Zukunft der Region. Ohne den Film zu kennen, ergaben sich im Projekt „Der Schweiß der Erde“ wieder Lagerfeuersituationen.
Für die letzte von insgesamt drei Performances waren Besucher:innen eingeladen, Erde von zu Hause mitzubringen und in den Erdekocher zu geben.
Die Arbeit entstand im Rahmen des gemeinsamen Tandemstipendienprogramms von Kulturpark e.V., dem Umweltbundesamt und der Stiftung Bauhaus Dessau.