1990: Ralf Höpfner und Thomas Freundner machen sich mit der Kamera auf den Weg nach Bitterfeld. Es entsteht ein Film über die letzten Monate der DDR und das erste Jahr der deutschen Einheit in Bitterfeld. Das Leben in der Stadt, Geschichte und Wandel werden ohne Kommentar von außen, allein durch die Kraft von Bildern und Erzählungen der Menschen, vorgestellt. Der Film ist ein einfühlsames Zeitdokument, vielschichtig, ohne die übliche Reduzierung Bitterfelds auf den Status als ökologisches Krisengebiet. Er ist aber auch formal der spannende Versuch, den Moment einer radikalen Transformation festzuhalten. Die Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 erleben die Zuschauer:innen in Realzeit unter einer riesigen Digitaluhr, die von der Braunkohlegesellschaft errichtet wurde. Neben der Zeitanzeige steht der Spruch: „Mit der Zeit gehen.“ Unter dieser Uhr porträtieren Freundner und Höpfner Menschen aus Bitterfeld in einem Moment, in dem vieles offen erscheint, auch wenn (oder weil) vieles endgültig vorbei ist. Der Film belässt es aber nicht bei dieser halben Stunde vom Ende der DDR, sondern spannt den Bogen weiter. Von Urmenschen, Baggerfahrern, Waldelefanten und dem hartnäckigen Optimismus Bitterfelder Bauart.
Im Festival OSTEN 2022 war der Film SEHNSUCHT NACH BITTERFELD erstmals in Kinogröße in Bitterfeld-Wolfen zu sehen. Mit dabei und im Anschluss im Gespräch mit ihren Darsteller:innen von damals waren Ralf Höpfner und Thomas Freundner. Im vollbesetzten Kulturpalast wurde es so ein hochemotionaler Abend.