1990 verschwand die DDR – ist der Umbruch in den Archiven der Städte gespeichert?
An kaum einem Ort in Europa kollabierte die Wirtschaft nach 1989 so stark wie in Ostdeutschland. Bemerkenswert ist, wie schnell und geräuschlos diese Schocktherapie vor sich ging: Den Menschen hatte es buchstäblich die Sprache verschlagen. Nie wurde das kollektive Trauma zureichend verarbeitet. Worte und Bilder fehlen oder finden wenig Resonanz.
Seit 2004 befassen sich die Fotografen Sven Johne und Falk Haberkorn mit der Visual History des Strukturwandels der 1990er Jahre in Ostdeutschland. In ihrer Arbeit AUS SICHT DES ARCHIVS beschäftigen sie sich mit den Bildern in den Archiven der Städte und Kommunen – und mit jenen Bildern, die fehlen: mit dem Schweigen der Archive.
Ihre These ist, dass in den Fotoarchiven der Städte Ostdeutschlands der größte historische Strukturwandel und Umbruch nicht aufzufinden ist. Sichtungen in Stadtarchiven zeigten, dass kaum Fotos zu finden sind, die Deindustrialisierung und Arbeitslosigkeit dokumentieren, sondern vor allem Bilder von Volksfesten und Landschaften. Die Künstler haben diese Fotos in sechs Stadtarchiven von Industriestädten in Sachsen-Anhalt recherchiert. In ihrer Installation für das Festival OSTEN lassen sie durch das Zeigen der vorhandenen Fotos die Leerstellen hervortreten und das Nichtdokumentierte sichtbar werden: Eine Reflexion über den Umgang mit den Transformationsprozessen der 1990er Jahre.
In Kooperation mit dem Werkleitz Gesellschaft e.V. und der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden