Vor dem Rathaus in Wolfen steht eine Skulptur ohne Erklärung, Titel oder Name. Es ist die „Chemiearbeiterin“ von Gerhard Markwald, die 1964 vor der Hauptverwaltung von ORWO errichtet wurde. Als Isa Rosenberger 2005 nach Wolfen kam, war der Sockel leer. Die tatsächliche Leerstelle, die durch den Abriss eines sozialistischen Denkmals für Arbeiterinnen vor einer stillgelegten Filmfabrik entstanden war, sah Rosenberger auch als symbolische Leerstelle, als Zeichen einer verlorenen Identität nach dem Wegfall sozialistischer Ideale und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Sie suchte nach der Arbeiterin, dem Modell für die Skulptur, und gab ihre eine Stimme: Magdalena Brandl. Isa Rosenberger setzte sich mit der Situation der ehemaligen Arbeiter:innen vor Ort, den Umstrukturierungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Entlassungen auseinander. Gemeinsam mit dem Frauenzentrum Wolfen schuf sie ein „Denkmal“ und drehte einen Film über die Entwicklung, Geschichte und Gegenwart. 17 Jahre später kommt Isa Rosenberger erneut nach Wolfen und trifft die Frauen der Stadt, erinnert sich und sucht nach Spuren. In der Lecture wird sie den Film von 2005 zeigen und mit Zeitzeug:innen über die Situation heute sprechen.
Mit Isa Rosenberger, Birgit Wessel vom MehrGenerationenhaus Bitterfeld-Wolfen, Birgitt Heinicke, ehemalige Mitarbeiterin des Umweltbundesamtes, und anderen.
Moderation: Julia Schäfer