Am Anfang war das Wort: der Bitterfelder Weg begann vor allem als ein Literaturprojekt. In den „Zirkeln schreibender Arbeiter“ wurde nach der Klang der neuen Zeit gesucht. Die Worte der arbeiterlichen Gesellschaft und der Versuch einer nichtfaschistischen, nicht ausweichenden, nicht belasteten Poesie – das waren vielleicht die Impulse dieser Anfänge, die stets von einer dogmatischen Verformung und Verbiegung flankiert wurden. Der Lyriker Stefan Wartenberg hat sich viel im Bergbaufolgeland herumgetrieben, Bilder und Worte gesammelt. Auf seinem sehr speziellen Literaturspaziergang las er gemeinsam mit dem Publikum Texte des Bitterfelder Wegs, lyrische Dokumente des Ruhrgebiets und eigene Texte, die im Kontext von OSTEN entstanden sind.
Es wurde eine wunderschöne Radtour durch die Industrie- und Bergbaufolgelandschaft Bitterfelds, deren besondere Orte (ein verfallendes Stellwerk, ein Eigenheim auf dem Werksgelände, ein Tor an der ICE-Trasse, eine verlassene Gartenkolonie) durch die Texte, gelesen von Wartenberg und Menschen aus dem Publikum, magisch aufgeladen wurden. Am Ende wollte keiner mehr aufhören zu lesen, zusammen Fahrrad zu fahren und der Landschaft das zu schenken, was sie so sehr verdient, aber so selten bekommen hat: einen poetisch gestimmten, ruhenden Blick.
2023 hat Stefan Wartenberg die in diesem Kontext entstandenen Gedichte und weitere Texte in dem Band „Raubbaufolgelyrik“ veröffentlicht (Sommer 2023).