Festival
in Bitterfeld-
Wolfen

VERWOBENE IDENTITÄTEN – EINE TEXTILE LANDSCHAFT BITTERFELD-WOLFENS

Im Silbersee modern bis heute Zellulose und Lignin vor sich hin. © Wikimedia Commons, M_H.DE, CC BY 3.0

Die Chemie-Abfälle der DDR belasten die Natur in und um Bitterfeld-Wolfen noch immer. Gleichzeitig gilt die Stadt am See heute als beliebtes Naherholungsgebiet. Die Designerinnen Laya Chirravuru, Maria Dinca und Kathrin Rutschmann verweben die verschiedenen, teils widersprüchlichen Identitäten der Stadt zu Teppichen und laden ein, persönliche Geschichten mit einzuflechten.

Grundwasser und Böden in Bitterfeld-Wolfen sind durch die DDR-Chemieindustrie bis heute belastet: Auch die der Wolfener Filmfabrik angegliederte Faserproduktion hat ihre Spuren hinterlassen. In den 1980er Jahren war die Fabrik der drittgrößte Hersteller von Spinnfasern wie Nylon, Perlon und Dederon weltweit. Die schädlichen, meist giftigen Abfälle wurden vielfach einfach in der Natur entsorgt, etwa in Tagebau-Restlöchern. So modern beispielsweise in der Grube Johannes – auch bekannt als Silbersee – bis heute Zellulose und Lignin vor sich hin. Gleichzeitig hat sich in Bitterfeld-Wolfen viel getan: Die Stadt an der Goitzsche gilt inzwischen als Naherholungsgebiet.

In ihrem Workshop entwickeln Laya Chirravuru und Maria Dinca großformatige, gewebte Teppiche, die die Vergangenheit und Gegenwart der Region sicht- und fühlbar werden lassen. Sie verwenden dafür Altkleider und frühere Erzeugnisse der Film- und Faserfabrik. Im verwobenen Zustand entstehen daraus neue Muster unserer Zeit. Als Inspiration dienen die textilen Werke von Gunta Stölzl, der Pionierin der Bauhaus-Weberei. Ihr abstrakter Stil war das Ergebnis bewusster Web-Experimente mit unkonventionellen Materialien, Techniken und Mustern. Das gemeinschaftliche Weben lädt gleichzeitig zum Gespräch ein – die verschiedenen Materialien werden mit den persönlichen Geschichten der Mitwirkenden verflochten. Am Ende entscheiden Künstlerinnen und Workshop-Teilnehmende gemeinsam, wie die gefertigte „Landschaft“ genutzt werden soll – als Wandteppich mit Symbolcharakter oder als Sitzfläche, die für weiteren Dialog auf dem Festivalgelände einlädt?

Konzeption: Laya Chirravuru, Maria Dinca und Kathrin Rutschmann

In Kooperation mit der Stiftung Bauhaus Dessau. Das Programm ist Teil der Bauhaus Study Rooms.

1. — 16.
Juni
2024