COMPULSIVE DESIRES: ON LITHIUM EXTRACTION AND REBELLIOUS MOUNTAINS
In ihrer Lecture geht die Architektin und Wissenschaftlerin Marina Otero Verzier den sozialen, mentalen und ökologischen Folgen des Lithium-Abbaus nach. Lithium spielt sowohl eine Rolle als Rohstoff für die so genannte grüne Energiewende als auch als Stimmungsstabilisator. Es wird in den Batterien von Telefonen, Computern und Elektrofahrzeugen ebenso verwendet wie bei der Behandlung von Erschöpfung, Manie und Depression. Lithium hält Maschinen am Laufen, arbeitende Körper produktiv und so den kapitalistischen Traum von endlosem Wachstum am Leben. Der Abbau von Lithium reißt Wunden in die Landschaft. Zum Beispiel in Covas do Barroso im Norden Portugals: Seit 2016 werden in der Region mit ihrer biologischen Vielfalt und jahrhundertealten Kultur Projekte zum Abbau des begehrten Rohstoffes eingeleitet. Das Vorkommen in der Region gilt als eines der größten Europas. Von den Entscheidungsprozessen beim Abbau sind die Betroffenen allerdings ausgeschlossen. Ihre sozialen und ökologischen Rechte werden im Namen der Nachhaltigkeit beschnitten; die Profite des Abbaus landen woanders. Doch die Bewohner:innen von Covas wehren sich. Sie wissen, dass Lithium-Minen langfristige Auswirkungen auf die Qualität von Luft, Wasser und Boden haben. Ihr Widerstand folgt dem in Argentinien, Bolivien, Chile, in der Tschechischen Republik, in der Demokratischen Republik Kongo, in Spanien und anderen Regionen. Ihr Widerstand verwandelt die Gewalt in eine Kraft des Überlebens und der Sehnsucht nach Leben und gebietet so den zwanghaften Begierden des Kapitalismus vorübergehend Einhalt.
Von und mit: Marina Otero Verzier
In Kooperation mit der Stiftung Bauhaus Dessau. Das Programm ist Teil der Bauhaus Study Rooms.