Ausgangspunkt der dokumentarischen Begegnung bildete die Figur des Drachens, dessen figurative westliche Variante eher mit Höhlen, Kampf und Monstrosität und dessen energetischer Variante in Ostasien eher mit Himmel, Ordnung und Wasserkreislauf assoziiert wird. Ähnlich wie Bitterfeld-Wolfen wurde die Industriestadt Fushun im Nordosten Chinas im 20. Jahrhundert um eine gigantische Kohlegrube herum gebaut und war früher als die am meisten vergiftete Stadt Chinas berüchtigt. Derzeit wird die Kohlegrube stückweise in einen Landschaftspark umgewandelt, während die Extraktion von Schieferöl nebenan weitergeht. Wie lässt sich diese aufgewühlte, entwässerte, von Erdrutschen und staatlichem Landschaftsbau gekennzeichnete Umwelt körperlich erspüren und verstehen? Treten wässrige Fabelwesen in diesen wirtschaftlich benachteiligten, proletarischen Industrieregionen heute noch irgendwo in Erscheinung? Initiiert durch die Forschungskuratorin Caroline Ektander und in Begleitung der chinesischen Kuratorin Mia Yu hat sich die Künstlerin Anna Zett auf eine assoziative und sensuelle Reise durch eine von vielversprechenden Slogans, wildem Gartenbau, Abfall und Abraum durchzogene Bergbaulandschaft in der Mandschurei begeben. Ein performativer Dialog hat die translokale Recherche erlebbar gemacht.