WERKSORCHESTER
In den verwinkelten Kellern des Bitterfelder Kulturpalastes führt eine unscheinbare Tür in eine fensterlose Kammer. Von der Feuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen, lagen hier Instrumente mit der Gravur der Kombinate, vergessene Zeugen der großen Musiktradition am Kulturpalast mit vielen Ensembles und dem Arbeiter-Sinfonie-Orchester. Das Ende des Chemiekombinats war auch das Ende der Ensembles und Orchester. Für das Festival hat der New Yorker Komponist und Dirigent Ari Benjamin Meyers ein Konzept entwickelt, das assoziativ an die Idee des ehemaligen Arbeiter-Sinfonie-Orchesters anknüpft. Im Verlauf des letzten Jahres hat er ein Stück für ein Orchester geschrieben, das bei Null anfängt. Seit September 2021 treffen Erwachsene ohne Vorkenntnisse auf Schüler:innen der Musikschule Bitterfeld, die ihre Lehrer:innen werden. Innerhalb eines Jahres entsteht so ein Klangkörper, aber auch ein Raum für Begegnung. Die Idee des umgekehrten Lehrvorgangs ist mehr als invertierte Musikpädagogik. Vielmehr geht es um einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch und das Zusammenleben im Selbstbewusstsein einer gemeinsamen Geschichte. Im Mittelpunkt stehen dabei die „Lehrer:innen“: Bitterfelder:innen und Wolfener:innen, die nach 2000 geboren wurden und eine ganz eigene neue Vorstellung von dieser Stadt und ihrer Zukunft haben. Sie geben hier den Takt vor.
Ari Benjamin Meyers beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit großen Gruppen nicht professioneller Musiker:innen. Dabei entwickelt er Kompositionen, die stets darauf aus sind, ein oft vernachlässigtes soziales Tool zu reaktivieren: Das Aufeinanderhören.
Musikalische Leitung/Komposition/Regie: Ari Benjamin Meyers
Dramaturgie: Ludwig Haugk
Produktionsleitung: Olaf Nachtwey
In Kooperation mit der Musikschule „Gottfried Kirchhoff“ Bitterfeld-Wolfen. Mit Unterstützung des Anhaltischen Theaters Dessau.
Dank an den Rotary Club Bitterfeld-Wolfen für die Restauration zweier Trompeten aus dem Bestand des Chemiekombinats Bitterfeld.