OSTEN ist ein Festival für Kunst und gegenseitiges Interesse. Es erforscht und feiert "den Osten" als Landschaft der Veränderungen für Mensch, Natur und Zusammenleben. Im Sommer 2022 hat das Festival zum ersten Mal mit einem vielseitigen Kultur-Programm dazu eingeladen, den Osten am Beispiel von Bitterfeld-Wolfen aus künstlerischer Perspektive (neu) zu entdecken. Auch vom 1. bis 16. Juni 2024 wird Bitterfeld-Wolfen wieder zum Schauplatz des Festivals. 2023 hat die Veranstaltung WIEDERSEHEN IN WOLFEN am ehemaligen Kino in Wolfen den Auftakt dafür markiert.
Bitterfeld-Wolfen ist in vielfacher Hinsicht ein spannendes Beispiel für Schicksal und Chancen einer Region mit Transformationsgeschichte. Hier konzentrieren sich Entwicklungen und Erfahrungen, die auch andere Regionen in Ostdeutschland durchgemacht haben. Von der Heidelandschaft zum brodelnden Industriekessel, umschlossen von Gruben und Deponien, über die politische Wende 1989/90 hin zu einem offenen Buch über die Rückkehr der Natur, das Leben mit toxischen Halbwertszeiten, die Zukunft der Energie und die Narben der Auf- und Zusammenbrüche. Wo, wenn nicht hier, können Geschichten von Veränderung erzählt werden?
Mithilfe der Kunst will das Festival OSTEN den Austausch über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft “des Ostens”, auch über Ostdeutschland hinaus, anregen und Begegnungen schaffen. Was bedeutet Osten? Was ist spezifisch, was international? Was lässt sich aus den Umbrüchen der Vergangenheit für die Zukunft lernen? Das Festival versteht sich als Textmarker und Verstärker der Bewegungsenergie einer Region im Umbruch und will etwas aufbauen, wo seit der Wiedervereinigung viel Kulturangebot verschwunden ist. OSTEN richtet sich an die Menschen aus Bitterfeld-Wolfen, indem es ungewöhnliche Zugänge zur Stadt entwickelt, und an Menschen von außerhalb, die auf das Besondere dieser Landschaft und ihrer Geschichte aufmerksam gemacht werden sollen.
2023: WIEDERSEHEN IN WOLFEN – Auftaktveranstaltung im ehemaligen Kino
Vom 30. Juni bis 2. Juli 2023 hat das Team um den Kulturpark e.V. zu einem Wiedersehen in Wolfen eingeladen, das gleichzeitig den Auftakt für das nächste Festival OSTEN in 2024 markierte. Mehr als tausend Besucher:innen haben die Chance genutzt, das leerstehende Filmtheater in Wolfen an dem Wochenende in Aktion zu erleben und über die Auf- und Umbrüche in der Region ins Gespräch zu kommen.
2024: Nächstes Festival in Wolfen
Nach der Erstauflage am Kulturpalast in Bitterfeld und den vielen Fragen, die an- und aufgerissen wurden, zieht das Festival vom 1. bis 16. Juni 2024 nach Wolfen. Im Zentrum der nächsten Ausgabe stehen insbesondere die bewegte Geschichte der ehemaligen Film- und Faserfabrik und die Umbrüche, die damit in den Biografien, der Stadtgesellschaft und der Natur einhergegangen sind.
Denn innerhalb weniger Jahrzehnte wurde aus dem anhaltischen Dorf Wolfen im 20. Jahrhundert eine vielbeachtete Industriestadt. In der Film- und Faserfabrik wurde nicht nur der erste Farbfilm der Welt, sondern auch die erste vollsynthetische Faser entwickelt. Hier wurde die Kult-Marke ORWO geboren, die Filmfabrik zur Traumfabrik der DEFA und der privaten Kleinbildfotografie. Nach der Wiedervereinigung prägten dann der Ausverkauf und die Demontage der Filmfabrik die Stadt, Ruinen und leere Wiesen das Gelände. Heute nehmen hier ehemalige Mitarbeitende Besucher:innen mit auf eine Reise zurück in die goldene Zeit des Analogfilms. Und in Wolfen, inzwischen ein Stadtteil von Bitterfeld-Wolfen, wirken eine Vielzahl unterschiedlicher Betriebe und gesellschaftlicher Initiativen.
Aljoscha Begrich und Susanne Beyer, die das Festival in 2024 leiten, kuratieren gemeinsam mit Anne Diestelkamp, Martin Naundorf und Christian Tschirner das Programm. Wie schon bei der ersten Ausgabe sollen wieder zahlreiche Projekte entstehen, an denen die Menschen und Institutionen aus Bitterfeld und Wolfen direkt mitwirken können.